Hier wird künftig ein Register der Musikaliensammlung Michael Günther zu finden sein.
Die Katalogisierung der Sammlung, d.h. Titelaufnahme, Erforschung und Beschreibung geschieht kontinuierlich und ist noch nicht abgeschlossen.
Die Sammlung wird derzeit auch in das Verzeichnis von RISM (Répertoire International des Sources Musicales) unter dem Bibliothekskürzel D-TSgünther aufgenommen. Die Titelaufnahme und Prüfung hierfür geschieht durch Prof. Dieter Kirsch, dem wir für diese Zusammenarbeit zu größtem Dank verpflichtet sind.
HIER EINE AUSWAHL
Sammelmanuskript mit deutscher Claviermusik um 1700, darunter Werke von Johann Pachelbel (* 1653 in Nürnberg; † 1706 ebenda) und Johann Krieger (* 1651 in Nürnberg; † 1735 in Zittau) sowie weitere bisher nicht nachweisbare Werke; die zweite Hälfte des Manuskripts mit Lieder- und Arientexten sowie literarischen Aufzeichnungen
Die Clavierwerke möglicherweise in Thüringen um 1700 bis 1750, die Liedertexte anschließend in Mainstockheim bis ca. 1820 eingetragen
Besitzervermerk: "Anna Margaretha Sattesin in Maynstockheim."
Halbpergamentband mit ca. 80 Seiten
Größe: 16 x 20 cm
Der Sammelmanuskriptband ist sowohl für die Musikwissenschaft wie auch für die Volkskunde sehr bedeutend. Das Büchlein kam offensichtlich durch den Komponisten Johann Heinrich Zang (* 1733 in Zella; † 1811 in Würzburg) nach Mainstockheim. Zang war 1748/49 Schüler von Johann Sebastian Bach. Die Abschrift der Clavierwerke dürfte für Studienzwecke im Cembalospiel wie auch in der Komposition angefertigt worden sein. Nach Zangs Ankunft in Mainstockheim im Jahr 1752 wurde das Büchlein mit dem Eintrag von Gedichten und Arientexten u.a. von Friedrich von Hagedorn (* 1708 in Hamburg; † 1754 ebenda), Arientexten aus der komischen Oper "Die Jagd" aus dem Jahr 1770 von Christian Felix Weiße (1726-1804), zu der Johann Adam Hiller die Musik lieferte, der heroisch-komischen Oper "Der Spiegel von Arkadien" von Emanuel Schikaneder (1751-1812), zu der 1795 Franz Xaver Süßmayr die Musik lieferte, bekannten Gedichten von Pietro Metastasio (1698-1792) und volkstümlichen Liedertexten fortgeführt. Zang blieb für ca 50 Jahre als Kantor und Lehrer in Mainstockheim. Seinen Lebensabend verbrachte er in Würzburg und verstarb im dortigen Juliusspital.
Die Cembalowerke und Texte sind bereits transkribiert und werden bald der Öffentlichkeit vorgestellt.
Benedict Geisler (* 1696 in Dettelbach; † 1772 in Kloster Triefenstein)
6 Lauretanische Litaneien und 12 Antiphone, Op. VI
Titel: "CONCENTUS MARIANUS Seu SEX LAURETANÆ Gloriosissimæ Dei-Parenti MARIÆ"
Jacob Lotters Erben, Augsburg 1746
Typendruck
Größe: 32 x 22,5 cm
Benedict Geisler wurde 1696 in Dettelbach geboren und auf den Namen Caspar getauft. Ab 1717 war er an der Universität Würzburg als „logicus“ eingeschrieben. Im Jahr 1720 trat er in das Augustinerchorherrenstift Triefenstein ein und erhielt den Klosternamen Benedict. Vier Jahre später wurde er dort zum Priester geweiht. Von Geislers Kompositionen sind ausschließlich seine zwischen 1738 und 1753 entstandenen 9 umfangreichen und gediegen ausgearbeiteten kirchenmusikalischen Werke erhalten, die in Bamberg und Augsburg gedruckt erschienen.
Dreimal floh Geisler aus dem Kloster, bei seiner letzten Flucht wurde er gefasst, und der „Unkorrigierbare“ starb 1772 nach mehr als 24 Jahren Kerkerhaft unbegnadigt im Kloster Triefenstein.
Der interessante Hinweis "contra Pestem" (gegen die Pest) findet sich in Geislers Vorrede und könnte auf den Anlass der 1746 gedruckten Komposition weisen: Nach der Schlacht bei Dettingen im Juni 1743 wütete eine Thyphusseuche im Frankfurter Raum. Derartige Epidemien stehen in Zusammenhang mit den Kriegsumständen und wurden daher auch "Kriegspest" genannt:
„Antiphonas contra Pestem oder Stella Coeli, als welche bei diesen so hart= und gefährlichen Zeit=Umständen einem Marianischen Liebhaber nicht unangenehm fallen können“.
In Zeiten der Bedrängnis durch Epidemien oder Kriege ist ein Anruf Marias um Fürbitte also der Zweck dieser ebenso schönen wie eindringlichen Musik.
Die Notenbände sind "in gelber Decke" gebunden, wie es im Inventar der Stadt- und Wallfahrtskirche Walldürn von 1826 verzeichnet ist. Dort waren die Bände seit etwa 1750.
Georg Joachim Joseph Hahn (* 1712 in Münnerstadt; † 1772 ebenda)
34 leichte teutsche Arien, Op. VII.
Titel: "[Wiederhohltes Marianisches Sing= und Kling=Opffer bestehend aus XXXIV. leichten teutschen ARIEN, XIV. Auf die besondere Fest=Täg Mariä. X. Von Maria zu allen Zeiten. und X. zugesetzte. Als 2. von JEsu zu allen Zeiten 4. für die Kirchweyh Danckfest Primitz Hochzeit 2. von dem Tod und 2. für die Abgestorbene."
Johann Jacob Lotters seel. Erben, Augsburg 1756
Typendruck
Größe: 33 x 21,5 cm
Georg Joachim Joseph Hahn wurde 1712 in Münnerstadt geboren, besuchte das dortige Augustinergymnasium, war wahrscheinlich Schreiber im Juliusspital in Würzburg, um dann 36 Jahre in seiner Heimatstadt als Rektor der Lateinschule und Leiter des Chores der Stadtpfarrkirche St. Magdalena zu wirken. Den Schwerpunkt seines kompositorischen Schaffens stellen geistliche Vokalwerke dar, aber auch ein Lehrwerk über das Spiel des Generalbasses machten ihn bekannt. Er starb 1772 als sehr geachteter Komponist und Senator in Münnerstadt.
Hahn liebe es, wie in dem Zyklus "Wiederhohltes Marianisches Sing= und Kling=Opffer" die Gottesdienste im Jahresverlauf mit ansprechender und von Laien zu bewältigenden Vokalwerken zu bereichern. Wie auch in seinem Werk "32 leichte teutsche Arien" gab es dazu ein Kalendarium, in dem die diversen Marienfeste oder die Feste der Heiligen mit den hierzu komponierten Arien zu finden waren. Diese drückten durch die unterschiedliche Besetzung, Tonart und Tempi die jeweils geeignete Stimmung aus.
„Zum allgemeinen Gebrauch denen Land-Chören herausgegeben“ heißt es im Vorwort der Werke des „Chor-Directors“ der Münnerstädter Stadtpfarrkirche St. Magdalena und zeigt, dass in allen Kirchen Frankens, auch auf dem Land, Musik guter Qualität die Gottesdienste ausschmücken sollte.
Peregrin Pögl (* 1711 in Sandau/Böhmen; † 1788 in Kloster Neustadt am Main)
Antiphonale Marianum, Op. VII
Titel: "ANTIPHONALE MARIANUM EXHIBENS XXXII. ANTIPHONAS MARIANAS"
Klosterdruckerei Neustadt am Main, 1763
Typendruck
Größe: 33,5 x 21 cm
Peregrin Pögl wurde 1711 in Sandau in Böhmen geboren und auf den Namen Joseph getauft. Die Familie siedelte nach Franken über, wo sein Bruder Jacob als Sekretär des musikliebenden Grafen Rudolf Franz Erwein von Schönborn in Wiesentheid nachweisbar ist, und ein Georg Joseph Pögl Amtmann in Pommersfelden. 1734 schloss sich Pögl dem Orden der Benediktiner an, trat 1735 in das Kloster Neustadt am Main ein, legte die Ordensgelübde ab und erhielt den Ordensnamen Peregrinus. 1738 wurde er zum Priester geweiht und 1764 zum Prior gewählt.
Pögls musikalische Ausbildung dürfte nach seiner Übersiedlung nach Franken im Zusammenhang mit der Förderung der Künste durch die Familien von Schönborn und von Hutten stehen. Im Kloster Neustadt fand Pögl ein florierendes Musikleben vor, sogar eine Notendruckerei wurde durch Verbindungen zum Bamberger Musikverlegers Johann Jacob Schnell im Kloster eingerichtet. Im Kloster war ein fortschrittlicher, aufgeklärter und selbsbewusster Geist zu spüren.
Als ein seit Jahrhunderten währender Rechtsstreit über die Reichsunmittelbarkeit der Abtei mit dem Fürstbistum Würzburg wegen einer Publikation der Klosterdruckerei eskalierte, wurde Pögl 1769 durch Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim seines Amtes enthoben und zum Zellerar bestimmt. Des weiteren musste die Klosterdruckerei geschlossen werden. Ab diesem Zeitpunkt entstanden keine Kompositionen mehr durch Pögl, zumindest nicht unter seinem Namen. In seinen letzten Lebensjahren war Pögl erblindet. Er starb 1788 in Kloster Neustadt am Main.
Die in roter Decke gebundenen Hefte stammen aus der Pfarrkirche in Hardheim, und ihr Zustand beweist eine rege und lebhafte Benutzung durch die singenden Knaben. Ein zweiter Satz von Stimmbüchern, "in gelber Decke" gebunden, stammt ebenfalls aus der Stadt- und Wallfahrtskirche Walldürn.
Henry Joseph (Johann Heinrich) Rigel (* 1741 in Wertheim; † 1799 in Paris)
Pieces de Clavecin Op. V
Suite des Pieces de Clavecin Op. VI
Six Sonates des Clavecin Op. VIII
Grüner zeitgenössischer Pergamentband mit Goldprägung
Paris, "Chez L’auteur", 1770 u. 1771
Vermerk: Unterschrift "H. J. Rigel"
Besitzvermerk: "Mad. La B. de Talleyrand"
Stiche
Grüße: 21,5 x 29,5 cm
Der aus Wertheim stammende Heinrich Joseph Rigel, Sohn eines höheren Beamten am Wertheimer Hof, ging um 1767 nach Paris und hatte dort schnell großen Erfolg. Vielleicht halfen ihm Empfehlungsschreiben eines Fürstlich Löwenstein‘schen Hauses, um Kontakte zu einflussreichen Personen zu bekommen und Schüler zu erhaltenn. Derartige Empfehlungen besaß Mozart einige Jahre später in Paris nicht, und so erklärt sich vielleicht auch, dass seiner Reise kein großer Erfolg beschieden war.
Mit ihren Unterschriften bestätigten Komponisten, die ihre gedruckteten Kompositionen im Selbstverlag herausgaben und verkauften, den Verkauf.
Rigel führte in den angesehensten Konzertreihen seine Symphonien und Oratorien auf, selbst zur Cembalo spielenden Königin Marie Antoinette hatte er persönlichen Kontakt. Auf dem Gipfel seines Erfolgs traf er mit dem in Miltenberg geborenen und schwedischen Kapellmeister Joseph Martin Kraus während dessen großer Europareise in Paris zusammen.
Die Revolution zerstörte alles, was Rigel aufgebaut hatte.
Die drei Hefte wurden in einen grünen Halbpergamentband gebunden, ebenso wie ein anderer Sammelband mit Werken von Johann Franz Xaver Sterkel, Leontzi Hanauer und Jean Theophile Eichner. Diese Bände stammen aus der Sammlung der Familie Talleyrand, einer der bedeutendsten Musikaliensammlungen der Zeit.
Fulgenzio Perotti (Norditalien Mitte 18. Jahrhundert)
Drei Sonaten (in C, B, G) für das „Cembalo“
Vor- und Haupttitel jeweils mit Federwerk in Schreibmeistermanier, jeweils: "Sonata Per il Cembalo 1771. Del P. Maestro Perotti."
Titel auf dem Umschlag der Sonaten in C und B auf gestochenen Titelbordüren mit musizierenden Putti, Instrumenten und einen auf einer Trommel sitzenden Schwan: "Sonata Per il Cembalo"
Manuskript
Vermutlich Venedig 1771
Größe: 23 x 32 cm
Bei dem Komponisten wird es sich sicher um Fulgenzio Perotti handeln. Das kalligraphisch verzierte „P.“ für "Padre" sowie die Bezeichnung "Maestro" im Titel sind Schlüssel zur Identifikation: Fulgenzio Perotti war Augustinerpater und Salteriospieler, der sein Instrument, eine Form des Hackbretts (Psalterium), in der Mitte des 18. Jahrhunderts am renommierten Ospedale della Pietà in Venedig unterrichtet hat. So erklärt sich auch die Bezeichnung "Maestro". Dieses Ospedale war auch zuvor Wirkungsort Antonio Vivaldis, und das dortige von ihm geleitete Orchester war für Reisende eine gerne gesehene und gehörte Attraktion in Venedig. Über die Biographie Perottis ist nichts weiter bekannt, zwei weitere Musiker namens Perotti stammen aus Vercelli in der Region Piemont.
Perotti komponierte Werke für das Salterio wie auch für das Cembalo. Die Bezeichnung "Cembalo" wurde Mitte des Jahrhunderts auch auf das neu aufkommende Fortepiano ausgedehnt, und auch der berühmteste Salteriospieler, Pantaleon Hebenstreit spielte das Fortepiano. Insbesondere auf der frühen Form dieser Instrumentengattung, dem ungedämpften "Pantaleon", tun die Sonaten Perottis ihre beste Wirkung.
Wir halten die Sonaten für Werke für das frühe „Pantaleon“ und Perotti wie auch Hebenstreit für wichtige Mittler bei der Entwicklung der Musik vom Cembalo zum Fortepiano.
Zwei umfangreiche Liedersammlungen verschiedener Komponisten 1786/87
Abschriften von David Möllinger (um 1771–1817)
Titel: "Erste LIEDER=SAMMLUNG für das Klavier. N. 14 David Möllinger, den 1ten Xbr MDCCLXXXVI."
Auf dem Titelschild: Erste Liedersammlung für David Möllinger 1787
und
Titel: "Arien, und Gesänge für das Klavier, gesamlet von Moellinger Nro 15"
Auf dem Titelschild: "Arien und Gesänge für das Klavier David Mœllinger Nro 15"
Manuskript
Monsheim bzw Pfeddersheim 1786/87
Größe: 29 x 21,5 und 21,5 x 30,5 cm
David Möllinger (um 1771-1817) entstammte einer Mennonitenfamilie, die in Neuwied und bei Worms beheimatet war, aus der berühmte Uhrmacher hervorgingen und dessen Großvater David (1709-1786) pusthum den Titel „Vater des Ackerbaus der Pfälzer“ erhielt. Die Familie war in Monsheim und in Pfeddersheim beheimatet. In Napoleonischer Zeit war David Verwaltungspräsident des Departements Donnersberg.
Der Sohn eines Bauern erhielt eine Musikausbildung im Klavierspielen und Singen, die in seiner Zeit ihresgleichen sucht: Er schrieb mindestens 15 umfangreiche Bücher mit Liedern und Arien ab, daneben hielt die Familie neben Zeitungen auch Musikzeitschriften.
Das Repertoire umfasst Musik für Liebhaber, die haupsächlich aus Periodika wie Boslers in Speyer erschienener "Blumenlese für Klavierliebhaber, Eine musikalische Wochenschrift." entnommen wurde, bis hin zu anspruchsvolleren Arien aus Opern von Ignaz Holtzbauer, Giovanni Paisiello, Joseph Schuster, Peter von Winter u.a.
Am Ende des Bandes 15 erscheinen französische Revolutionsgedichte. Auch das "Gästebuch der mennonitischen Bauernfamilie David Möllinger senior 1781-1817" verzeichnet zahlreiche Kontakte, die von einem philanthropen, idealistischen Menschenbild zeugen.
Joseph Martin Kraus (* 1756 in Miltenberg; † 1792 in Stockholm)
Trauerkantate
Titel: "Musik vid Högst Salig Hans Kongl. Majt. KONUNG GUSTAF IIIs: Begrafning i Kongl. Riddarholms Kyrkan den 14 Maji 1792. Författad af Kongl. Capellmästaren JOSEPH KRAUS"
Besitzervermerk: „P. A. Tham 1795“
STOCKHOLM och Kongl. privilegierade Not-Tryckeriet. [1792]
Stich
Größe: 31,5 x 23,5 cm
Joseph Martin Kraus, im Mainzischen Miltenberg geboren, in Buchen aufgewachsen und am Mannheimer Gymnasium hervorragend ausgebildet, entschied sich, seine Heimat zu verlassen, vielleicht wegen der empfundenen Ungerechtigkeit und Willkür im Mainzer Staat. "An fremden Ufern soll das Glük mich erwarten." schrieb er den Eltern und ging nach Stockholm, wo er schließlich königlicher Kapellmeister wurde. Eine höhere Position hat in Süddeutschland kein anderer Musiker erreicht.
Auf einer mehrjährigen Reise zu den Musikzentren in Mitteleuropa sollte er Kenntnisse für die Neuerrichtung des Musiktheaters in Stockholm sammeln. Auf dieser Reise begegnete er u. a. seinem Idol Christoph Willibald Gluck, Joseph Haydn und in Paris seinem Landsmann vom Untermain Henry-Joseph Rigel.
König Gustaf III., in dessen Diensten Kraus stand, wurde während eines Maskenballs durch einen Schuss eines Attentäters schwer verletzt und starb fast zwei Wochen später an seinen Verletzungen. Kraus, der das Attentat aus der Nähe miterlebt hatte, erhielt den Auftrag, eine Trauermusik für die Aufbahrung und eine Trauerkantate, d.h. ein Requiem für die Bestattung des Monarchen zu schreiben. Ohne Perspektiven und Hoffnungen, zuden körperlich geschwächt, starb er wenige Wochen nach seinem König. Er wird das Requiem als sein eigenes verstanden haben.
Der Druck enthält einen längeren handschriftlichen Eintrag, der die Bedeutung von Kraus als Komponist hervorhebt und die Proben zur Aufführung der Trauerkante mit dem Zusammenbruch von Kraus beschreibt.
Der Besitzervermerk kann in der Person Pehr Tham till Dagsnäs (1737-1820) aufgelöst werden. Tham war der Besitzer des Dagsnäs-Anwesens von Hornborgasjön. Der vermögende Grundbesitzer war Schriftsteller, Illustrator, hatte Funktionen am Hof, so als Hofintendant und war Mitglied der "Gothischen Gesellschaft" und mehrerer "Königlichen Akademien", so der der "schönen Künste", der "Landwirtschauftlichen Wissenschaften" und der "Geschichte und der Altertümer". Er besaß eine der größten Bibliotheken des Landes, die nach seinem Tod auf zwei Auktionen verkauft wurde.
In der Homburger Sammlungen befinden sich weitere Werke von Kraus.
Johann Franz Xaver Sterkel (1750–1817)
3 Klaviersonaten op. 34
Titel: "Trois Sonates Pour le Clavecin ou Piano-forte dediées a Son Altesse Serenissimme Monsieur le Prince Hereditaire de Hohenlohe Bartenstein General Major au Service de l’Empire. par J. F. Sterkel Oeuvre 34"
Chez Schott á Maience. [1797]
Stich
Größe: 23 x 31 cm
Neben diesen Klaviersonaten befinden sich in der Homburger Sammlung über 150 (Erst-)Drucke, darunter Klavierwerke, Klavierkammermusik und Liedersammlungen dieses zu seiner Zeit überaus geschätzen Komponisten. So handelt es sich um den größten Fundus dieses Komponisten. Auch in den Metropolen London, Wien und besonders Paris war Sterkel sehr erfolgreich und in den renommierten Konzertreihen mit seinen Kompositionen vertreten.
Oft besitzen die Noten dieser Sammlung Besitzervermerke berühmter Häuser, wie "M. v. Gruben Aschaffenburg", der Familie des Ignaz Friedrich Freiherr von Gruben, des Geheimen Staatsrats und Gouverneurs des Fürstentums Aschaffenburg, oder der Familie Talleyrand in Frankreich.
Catharina Bauer (* 1785?; † ?)
Variationen „Ä Schüßerl und ä Reindl“ für Klavier, Op. 3
Titel: "Douze Variations de l’air: ae Schüßerl und ae Reind’l composées pour le Piano-Forté par Demoiselle Cathe. Bauer de Wurzbourg, & par elle dediées à Monsieur Sterkel, son maitre. Oeuvre 3e."
A Offenbach s/m, chés Jean André. [1799]
Stich
Größe: 22,3 x 33 cm
Eine Schülerin Sterkels war auch die rätselhafte Catharina Bauer, deren Lebensdaten bisher nicht eindeutig geklärt werden konnten. Zeitungsberichte schreiben voller Bewunderung von ihrem Spiel, z. B. eines Klavierkonzerts von Mozart in Würzburg. Lehrer und Schülerin schätzten sich sehr und beide komponierten Variationen über die selben Themen.
Das Thema der abgebildeten Variationen stammt nach Sterkels Stiefbruder Friedrich Lehritter aus "der bekannten und mit sehr vielem Beyfall aufgenommenen Oper: Der Tyroler Wastl.", deren erste beiden Strophen lauten:
|: A Schisserl und a Reindl
Is all mein Kuchlg'schirr :|
Und wenn i halt an di gedenk,
So wird mir's Leibl glei zu eng,
So man i, so man i,
So man i, i bin bei dir.
|: Hast gsagt du willst mi nehma,
Aft wann der Summer kommt :|
Der Sommer, der is komma,
Du hast mi no nit gnomma,
Geh nimm mi, geh nimm mi,
Gelt ja, du nimmst mi do ?
Wolfgang Amadé Mozart (1756 in Salzburg; † 1791 in Wien)
Andante cantabile aus der Klaviersonate B-Dur (KV 333)
Auf Umschlagblatt handschriftlich: "Franckenstein"
Handschriftlicher Inventarisierungsvermerk mit Bleistift auf Umsschlgblatt: 377
Größe: 35,2 x 21,2 cm
Es handelt sich um eine Abschrift der "TROIS SONATES pour le Clavecin ou Pianoforte La troisiéme est accomp: d’un Violon oblg: composèes par Mr. W. A. MOZART Dedièes A SON EXCELLENCE MADAME LA COMTESSE TERESE KOBENZL", die 1784 von Christoph Torricella in Wien als Erstdrucke erschienen. Bei Schott in Mainz erschien diese Zusammenstellung 1785. Die Abschrift wurde von dem aus dem Weimarischen stammenden Johann Wilhelm Franckenstein auf hiesiges, d. h. Papier der Homburger Papiermühle angefertigt. Da Franckenstein sich 1789 um die Kantoren-Stelle erfolgreich bewarb, dürfte die Abschrift in diesem Jahr oder nur wenige Zeit zuvor entstanden sein.
In der Abschrift sind enthalten:
Wolfgang Amadeus Mozart, Klaviersonate in B (KV 333), daraus 1. Satz: Allegro und 2. Satz: Andante cantabile
Wolfgang Amadeus Mozart, Klaviersonate in D (KV 284), daraus 3. Satz: Andante
Die Abschrift stellt den frühesten Nachweis eines Werks von Mozart in der Region dar.
Die Noten stammen aus der fürstlich Löwenstein-Wertheim-Freudenberg‘schen Hofbibliothek, wie die Übereinstimmung der Inventarnummer auf den Noten mit dem dort noch vorhandenen Inventar-Verzeichnis samt Titeleintrag zeigt. Aus dieser Bibliothek gelangten noch weitere wertvolle Noten in die Homburger Sammlung (siehe weiter unten).
Peter Anton Kreusser (* 1765 in Lengfurt; † 1831 oder 1832 in München)
Sechs Walzer für Klavier, Op. 11
Titel: "Six WALTZES, for the Piano Forte in which are Introduced several Favorite Airs Composed and Dedicated to Mrs. Huskisson. by | P. A. Kreusser 1st Set. Op. XI."
LONDON. Printed for the Author, and to be had at his House No 44. Greek Street Soho. [um 1800]
Stich
Größe: 33,4 x 24,2 cm
und
Duett für Klaviere zu vier Händen, Op. 24
Titel "DUET, For Two Performers, on the Piano Forte, Composed and Dedicated to Mss. Angela Dougan, and Miss Mary Lyer Underwood, OF DEVONSHIRE By P. A. KREUSSER."
London Printed for the Author & to be had of him 33 Rathbone Place. [um 1800]
Stich
Größe: 32 x 24,5 cm
Der in Lengfurt geborene Peter Anton Kreusser dürfte bei Georg Anton Kreusser (1743-1810), dem Konzertmeister am Mainzer Hof seine musikalische Ausbildung erhalten haben. Er scheint dann am Hof in Paris als Violinist tätig gewesen zu sein. Die dortigen Unruhen im Zusammenhang mit der Französischen Revolution veranlassten Peter Anton Kreusser, nach London zu gehen. Dort gab er sich als schwäbischer Adeliger aus. Hier begann seine Aktivität als Komponist. Sein Oeuvre besteht ausschließlich aus Werken für das Klavier zu zwei und vier Händen und einigen Liedern.
Im Jahr 1823 siedelte er nach München um, wo er und seine Nachkommen von Maximilian II, dem König von Bayern nobilitiert wurden und den Titel "Freiherr" tragen durften. Dort starb Kreusser während der Cholera-Epidemie.
Seine Werke sind eine Fundgrube für die musikalische Volkskunde, da etlichen Walzern in seinen Sammlungen die Themen alter deutscher Lieder zu Grunde liegen: "Waltzes, for the Piano Forte, in which there is introduced an old German air" heißt es in diesen Sammlungen. Da Kreusser aus einer großen Musikerfamilie aus dem Unterfränkischen Lengfurt stammt und in Mainz ausgebildet wurde, dürften diese Melodien in dieser Region ihren Ursprung besitzen.
Joseph Küffner (* 1776 in Würzburg; † 1856 ebenda)
Romance et Rondeau Militaire für Klavier
Titel: "Romance et Rondeau militaire pour le Piano=Forté, dediée a Madame la Baronne Eleonore de Gebsattel Dame de la Cour chez les Princesses de S.A.I.R. Archiduc Grand-duc de Wurzbourg par J. Küffner."
Wurzbourg chez Chretien Bauer. No. 19 [1809].
Lithographie
Größe: 27 x 35,5 cm
Küffner hatte sich erst dem Rechtsstudium zugewandt und wurde später durch seinen Vater, den Würzburger Hofkonzert-Meister, im Violin- und Klavierspiel ausgebildet.
Die Widmungsträgerin Eleonore von Gebsattel war Gesellschaftsdame der Töchter des Großherzogs von Toskana Ferdinand III: Marie Luise (1798-1857) und Marie Therese (1801-1865). Sie ging 1814 mit dem Großherzogtum nach Florenz. Der Einzug in den Palazzo Pitti fand am 17. September 1814 mit der Kammerdienerin Apollonia Weber und dem Religionslehrer der Töchter, Pater Pais statt. Beigesetzt wurde sie im Kreuzgang von Santo Spirito.
Noch in der Würzburger Zeit im Jahr 1809 komponierte Joseph Küffner diese großartige Klaviermusik, in der für Staatsmänner nicht befrendlichen Kombination einer Romanze und einer Militärmusik. Der Notendruck ist eine "Incunabel", eine frühe Lithograpie des Würzburger Musikverlegers Christian Bauer.
Michael Henkel (*18. Juni 1780 in Fulda; † 4. März 1851 ebenda)
Variationen über die Anfangsbuchstaben C.D. und D.C.
Titel: THEMA mit Variationen für das Piano-Forté über C.D. und D.C. als die Anfangs-Buchstaben des höchsten Namens seiner königlichen Hoheit des durchlauchtigsten Grosherzogs von Frankfurt, Fürst-Primas des Rheinischen Bundes, Erzbischofs von Regensburg &. &. komponirt und Allerhöchst-denselben allerunterthänigst zugeeignet am 4ten Nov: 1812 von M. HENKEL.
Offenbach a/m, bey Joh: André. 1812.
Lithographie
Größe: 23 x 32,3 cm
Die in keiner anderen Sammlung nachweisbare und offensichtlich als Unikat erhaltene Komposition ist ein Zeichen der Verehrung für Carl Theodor von Dalberg (1744–1817), dem diese gewidmet ist.
Sein Name wird auf der Titelseite nur durch die kalligraphisch aufwändig gestalteten Initialen „C.D.“ und umgekehrt „D.C.“ seines Namens Carl Dalberg angedeutet.
Den Titel „Großherzog von Frankfurt“ trug Carl Theodor seit der Gründung dieses kurzlebigen Großherzogtums im Jahr 1810 bis zu dessen Auflösung 1813. Für den Verlust seines Fürstentums Regensburg, das an das neu entstandene Königreich Bayern fiel, hatte er als Ausgleich diesen Titel sowie die Fürstentümer Fulda und Hanau erhalten. Die Titelseite spricht ihn folglich auch mit „Königliche Hoheit“ an, die einem Großherzog zusteht.
Als „Fürstprimas“ führte er den Vorsitz der Fürsten des Rheinbundes. Er war der einzige Inhaber dieses Amts, das 1806 auf Veranlassung Napoleons entstanden war und 1813 mit dem Rheinbund unterging.
Neben seiner staatsmännischen Bedeutung war Carl Theodor immer noch „Erzbischof von Regensburg“, wie auf der Titelseite vermerkt ist, bis an seinem Lebensende 1817.
Ein Datum für die Widmung hat sich der Komponist auch ausgedacht. Sie ist „zugeeignet am 4ten Nov: 1812“. Der 4. November „Carl Borromäus“, ist der Namenstag des Widmungsträgers. Genau an diesem Namenstag des Fürstprimas Carl Theodor im Jahr 1812 wurde der „Deutschhaussaal“, ein Redouten- und Ballsaal auf dem Grundstück des Stiftshofs in Aschaffenburg, mit einem festlichen Ball eröffnet.
Die Widmung des Komponisten an seinen neuen Landesherrn dürfte also auch in der Hoffnung begründet liegen, nach den kriegerischen Unruhen, Verwüstungen und Verarmungen wieder angenehmere Zeiten und auch ein fruchtbares Musikleben zu gewinnen.
Zu dieser Wiederherstellung hatte Carl Theodor sehr viel geleistet: 1808 hatte er in Aschaffenburg die Karls-Universität, gegründet, der er als Rektor vorstand. In dieser fanden zahlreiche aus Mainz geflohene Professoren und Studenten ihren neuen Ort. Auch bei der Neuerrichtung des „Großherzoglich privilegierten Theaters zu Aschaffenburg“, das am 3. November 1811 eröffnet wurde, hatte er neben einigen Bürgern regen Anteil.
Das Jahr 1812 muss ein regelrechtes Theater-Festjahr gewesen sein:
Am 31. März stand Wolfgang Amadeus Mozarts "Die Entführung aus dem Serail“ mit der Hofkapelle unter der Leitung von Johann Franz Xaver Sterkel,
am 3. April Wolfgang Amadeus Mozarts „Zauberflöte“,
am 6. Mai Paul Wranizkys „Oberon, König der Elfen" auf dem Programm.
Der Komponist Michael Henkel war Kantor und Organist in Fulda und dort ein wichtiger Akteur des Musiklebens. Seine „Variationen über das Zwei-Töne-Thema „C.D.“ bzw. „D.C.“ ragen aus seinen überwiegend für pädagogische Zwecke geschaffenen Klavierkompositionen heraus. Sie sind originell, abwechslungsreich, virtuos und münden letztlich in die gerade in Mode kommende Form des „Bolero“. Damit wären sie bei einem festlichen Ball am Namenstag des Landesherren des Jahres 1812 als attraktiver Programmpunkt denkbar.
Ernst Michael Reiter (* 1814 in Wertheim; † 1875 in Basel)
Polonoise pour le Pianoforte und Sechs Tänze für das Pianoforte
Titel: "Polonoise pour le Piano=Forte par E. M. Reiter."
und
Titel: "SECHS Taenze für das Pianoforte componirt und der Gemahlin Seiner Hochfürstl: Durchlaucht des Herrn Erbprinzen Adolph zu Löwenstein Wertheim Freudenberg etc: etc: CATHARINA Freifrau von Adlerhorsthochachtungsvollst zugeeignet von E. M. Reiter"
Lithographie "Steindr. von V. Schäfer in Wertheim. / No 4 / und No 9", [vor 1839]
Größe: 27,5 x 21,7 cm
Der Komponist Ernst Michael Reiter wurde von Mendelssohn, Brahms und v. Bülow geschätzt. Er wirkte spätestens ab 1839 in Basel als Kapellmeister und Chordirigent und wurde zur wichtigsten Musikerpersönlichkeit in Basel.
Noch vor seiner Umsiedlung nach Basel komponierte er in Wertheim elegante Tänze für das Klavier, die in Wertheim lithographiert wurden, was sehr überrascht. Vielleicht wurde nur ein einziges Widmungsexemplar gedruckt, um es dem Haus von Löwenstein zu überreichen.
Die Widmungsträgerin ist Catharina Freifrau von Adlerhorst. Da sie eine Geborene Catharina Schlundt (1807-1877), Tochter aus zweiter Ehe des Wertheimer „Seiffensieders und Lichtmachers“ Johann Christoph Schlundt war, sah man die Ehe mit dem Erbprinzen Adolph Carl Konstantin (1805-1861) des fürstlichen Hauses zu Löwenstein-Wertheim-Freudenberg ungern und verlangte von ihm eine Bedenkzeit. Die Ehe fand dennoch 1831 nicht standesgemäß statt und Catharina wurde 1832 vom badischen Großherzog zur Freifrau von Adlerhorst erhoben.
Die Noten stammen aus der fürstlich Löwenstein-Wertheim-Freudenberg’schen Hofbibliothek, wie die Übereinstimmung der Inventarnummer auf den Noten mit dem dort noch vorhandenen Inventar-Verzeichnis samt Titeleintrag zeigt. Aus dieser Bibliothek gelangten noch weitere wertvolle Noten in die Homburger Sammlung:
Franz Anton Hoffmeister (1754–1812), Klaviertrio in D; Abschrift
Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791), Klaviersonate in B (KV 333), daraus 1. Satz: Allegro und 2. Satz: Andante cantabile, Klaviersonate in D (KV 284), daraus 3. Satz: Andante in einer Abschrift des Wertheimer Kantors Johann Wilhelm Franckenstein, nach 1788. (Der früheste Nachweis eines Werks von Mozart in der Region).
Carl von Seckendorff (?–?), Zwölf Lieder mit Begleitung des Pianoforte
Carl Maria von Weber (1786–1826), Duette für 2 Soprane und Klavier Op. 31
Carl Loewe (* 1796 in Löbejün; † 1869 in Kiel)
Rückertlieder Op. 62 (2 Hefte)
Titel: "Rückert’s Gedichte. für eine Singstimme mit Begleitung DES Piano-Forte componirt von Dr. C. LOEWE.
I.t Heft. Op. 62. [und] II.t Heft Op. 62. Pr. 3|4 Rth."
Berlin, bei Ed. Bote & G. Bock.; 1840
Lithographie
Handschriftlicher Besitzervermerk auf beiden Heften: „Wilhelmine Froriep 1842. Geschenk d. V.“
Größe: 26,5 x 34 cm
Aus dem handschriftlichen Vermerk geht hervor, dass es sich um ein Geschenk des Verfassers, des bedeutenden fränkischen Dichters Friedrich Rückert (* 1788 in Schweinfurt; † Januar 1866 in Neuses) an Wilhelmine Froriep im Jahr 1842 handelt. Wilhelmine Froriep geb. Ammermüller (1808-1878) und ihr Gatte, der Arzt Robert Froriep (1804-1861) zählten in Berlin seit 1842 zu den frühesten Freunden Rückerts. Von 1841 bis 1848 hatte Rückert eine Professur an der Universität Berlin erhalten und war zum „Geheimen Rat“ ernannt worden. Er hielt lediglich in den Wintersemestern Vorlesungen. Die Frorieps verschafften ihm eine Wohnung im eigenen Haus und waren freundschaftlich mit ihm verbunden. Ihre älteste Tochter Alma (1832-1910) heiratete 1856 August Rückert, den drittältesten Sohn Rückerts.
Die beiden kurz zuvor erschienen Notenbände waren das Gastgeschenk Friedrich Rückerts bei seinem ersten Besuch Ende des Jahres 1842 bei den Frorieps in Berlin, Behrenstraße 65, wie aus einem im Goethe-Schiller-Archiv in Weimar erhaltenen Brief Rückerts an Robert Froriep hervorgeht:
"Herrn Medicinalrath Prof. Dr. Froriep
Ihre abermalige gütige Einladung auf nächsten Sonnabend 8 Uhr nehm’ ich für meine Person mit Dank an. Ob meine Damen mit wollen, mag dahingestellt bleiben.
Freundschaftlichst
Rückert"
Johann Sebastian Bach (* 1685 in Eisenach; † 1750 in Leipzig)
Chromatische Phantasie und Fuge, d-Moll
und
Johann Christian Bach (* 1735 in Leipzig; † 1782 in London)
Fuge F-Dur über BACH
Abschrift von Leonhard Meyer, Obernzenn 1855
Titel auf dem Titelschild: „Fantasie v. S. Bach Fuge v. Ch. Bach f20 Meyer“
Titel in den Noten:
"Fantasie chromatique composée par J. S. Bach."
und
„Fuge für das Pianoforte oder die Orgel comp. v. Christian Bach. über die Buchstaben seines Namens BACH. Pr. 8 Gr.“
Größe: 24,5 x 33 cm
Leonhard Meyer hat große Bedeutung nicht nur im Ansbacher Musikleben, sondern darüber hinaus bei der Wiederentdeckung der Musik Johann Sebastian Bachs in Franken. Er wurde im Jahr 1832 in Markt Berolzheim geboren, hatte in München u. a. bei Otto Erdmann Scherzer Orgel studiert und war Lehrer am Königlichen Konservatorium, als er 1861 zum Ansbacher Stadt- und Stiftskantor berufen wurde. Diese Stellung hatte er bis zu seinem Tod im Jahr 1893 inne. Bachs Klavierwerke wurden von ihm besonders geschätzt und fehlten in keinem Konzert, so spielte er im Jahr 1863 die „Chromatische Phantasie und Fuge“. Dies ist um so bemerkenswerter, als erst seit dem Jahr 1851 die Bach’sche Gesamtausgabe entstand. Meyer hat die beiden Werke 1855 in Obernzenn abgeschrieben.
Bei dem Werk Joahann Christian Bachs handelt es sich sicher um eine Abschrift der 1814/15 in Leipzig bei "C. F. Peters Bureau de Musique" erschienenen Erstausgabe.
August Maier, der Vorgänger Leonhard Meyers, hatte als Klavierschüler den Baron Krafft von Crailsheim, der am 7.11.1857 Maiers „Bravour-Variationen für Klavier“ in einem Konzert spielte.
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